Hinweis: Das ist etwas Neues, mit einem Hinweis anzufangen, aber ich mag es. Erst recht, weil ich so weit hinten dran bin mit dem Blog Schreiben, dass ich finde, es ist wichtig zu sagen, was ich erlebe/sehe/fühle während ich über die vergangenen Ereignisse nachdenke.
Also, bevor ich diesen Blog anfange, muss ich sagen, dass ich die erste Hälfte schrieb, als ich am wundervollsten Ort der Welt war: dem Palo Duro Canyon, TX. Ich möchte nichts vorweg nehmen bevor ich den Blog für diesen Ort schreibe, aber ich bin den Tränen nahe. Es ist absolut beeindruckend und wunderschön und atemberaubend und so wahnsinnig weitläufig. (Wie werde ich erst reagieren, wenn wir beim Grand Canyon sind?) Wenn man das bedenkt, könnte der Blog in beide Richtungen gehen. Dass ich so zufrieden und glücklich bin könnte dafür sorgen, dass ich positiver über New Orleans schreibe, oder die Schönheit meiner gegenwärtigen weitläufigen Umgebung könnte die Erlebnisse aus New Orleans in den Schatten stellen. Lies weiter und finde es heraus.
Den zweiten Teil des Blogs schrieb ich nach meinem ersten Tag am Grand Canyon. Es schaut nicht sehr gut aus für NOLA.
2019-03-23 Pensacola, FL to New Orleans, LA + French Quarter
Wie immer hatte der Greyhound Verspätung und es war schon 19 Uhr als ich in New Orleans ankam. Mein Host, Thomas, musste geschäftlich wo hin an diesem Abend und konnte deshalb leider nicht Zuhause sein als ich bei ihm ankam. Aber er hatte es so arrangiert, dass ich trotzdem in seine Loft konnte und bat mir sogar sein Fahrrad mit Helm und Schloss an, damit ich auf eigene Faust die Stadt erkunden könne. Als ich sein Loft betrat (welches in einem Gebäudekomplex, der mit “art lofts” wirbt, befindet, also hätte ich es erwarten sollen) war ich von all der Kunst und der Kunstmaterialien verblüfft, die den vorderen Teil des Lofts überfüllten. Ich war total neidisch, denn ich hatte immer davon geträumt an so einem Ort zu wohnen als ich jünger war.
Nachdem ich mich eingerichtet und frisch gemacht hatte nahm ich das Fahrrad und fuhr zum French Quarter. Ich lief ein wenig herum und stieß auf einen kleinen Markt, auf dem Künstler ihre Werke verkauften. Einer der Stände erweckte meine Aufmerksamkeit; er stellte diese großartigen Fotos aus, die jemand in der Stadt gemacht hatte. Mir gefielen die lebhaften Farben und ich verbrachte eine lange Zeit damit durch die scheinbar endlose Anzahl an Fotos zu schauen. Ich sprach ein bisschen mit der Fotografin selber und kaufte am Ende 4 Drucke (zum Preis von 3, weil ich mich zwischen 2 nicht entscheiden konnte und sie meinte, ich solle einfach alle nehmen). Jetzt muss ich dafür bezahlen, sie nach Deutschland zu schicken, aber das ist es wert.
Ich machte selber ein paar Fotos als ich durch das French Quarter ging, aber ich bin mir nicht sicher, ob die überhaupt gut genug für den Blog sind. (Ich habe sie noch nicht angeschaut. Ja, ich weiß das ist schon 2 wochen her. Lass mich.)
Gegen 23 Uhr fuhr ich zu dem Hostel in dem ich von Montag bis Freitag wohnen würde und traf mich mit Björn. Björn backpackt auch durch die USA und schrieb mich ein paar Tage zuvor an, ob ich Lust habe mit ihm die Stadt zu erkunden. Es stellte sich heraus, dass wir beide einen Roadtrip zur Westküste machen wollten und beschlossen, diese Reise gemeinsam zu machen, sollten wir uns in Echt auch gut verstehen. Wir tranken zusammen mit anderen Gästen ein paar Bier im Hostel und ich hatte eine tolle Zeit. Es war schon 2:15 Uhr als ich beschloss mich auf den Weg zurück zur Art Loft zu machen.
Thomas kam um etwa dieselbe Zeit wie ich von seiner Sache zurück und wir unterhielten uns für ein paar Minuten bevor wir beide - total erschöpft - zu Bett gingen.
2019-03-24 French Quarter, New Orleans, LA + Taten sagen mehr als Worte
Ich schlief aus - es war schließlich Sonntag - und als Thomas aufstand, hatten wir eine kurze Unterhaltung. (Ich erinnere mich nicht mehr, worüber wir sprachen, aber ich weiß noch, dass ich mir gewünscht hatte, wir hätten mehr Zeit zum Reden.) Er verließ das Loft, um einen Yoga-Kurs zu besuchen und lud mich ein mitzukommen. Ich wäre total gerne mitgekommen, aber da ich mich nicht ganz fit fühlte, dachte ich mir, es wäre besser wenn ich nicht versuchen würde jegliche Art von Sport zu treiben.
Thomas hatte mir von Crescent Park erzählt, der nur wenige Blocks von seinem Loft entfernt und direkt am Mississippi ist, also ging ich dort nach dem Frühstück hin. Es machte mir Spaß die vorbeifahrenden Schiffe zu beobachten, Fotos der schönen Blumen im Park zu machen, und eine Weile Menschen zu beobachten als ich es zum anderen Ende des Parks geschafft hatte.
Ich ging zum French Quarter, um es bei Tag zu sehen und ein paar mehr Bilder zu machen. Während ich dort war stellte ich fest, dass ich meine Stimme komplett verloren hatte. Ich ging trotzdem weiter, aber nicht allzu lang später fühlte ich mich sehr erschöpft und beschloss wieder zurück zum Loft zu gehen. Ich schrieb Thomas eine SMS, um ihn zu warnen, dass ich keine Stimme mehr hatte bevor ich durch die künstlerische Wohngegend von Bywater zurück zu ihm ging.
Thomas war so wahnsinnig nett und kümmerte sich bestens um mich. Als ich versuchte zu flüstern sagte er mich, ich solle gar nicht sprechen und seine Fragen nur mit einem Daumen nach oben oder einem Daumen nach unten zu beantworten. Er machte mir Tee, gab mir Vitamine und Medikamente, und wies mich dann an mich hinzulegen und mich auszuruhen. Ich legte mich hin, schaute fern und döste den restlichen Tag vor mich hin bis es Zeit war endgültig zu Bett zu gehen. Ich verbrachte dann eine unruhige Nacht auf einer sehr bequemen Couch.
2019-03-25 The Atlas House, New Orleans, LA + Immer noch stumm
Als ich in der Früh aufwachte hatte ich immer noch überhaupt keine Stimme. Ich packte all meine Sachen zusammen, da ich wieder einen Ortswechsel vor mir hatte, und ruhte mich aus bis Thomas aufstand. Da ich nicht reden konnte, haben wir nicht viel kommuniziert, aber er sagte mir, ich könne noch ein wenig länger bleiben, auch wenn er jetzt weg müsse. Wir verabschiedeten uns und ich nahm mir noch etwas Zeit, um herauszufinden wie ich am besten zu dem Hostel käme, in dem ich bis Freitag bleiben würde.
Die Hälfte der Strecke konnte ich mit dem Bus fahren, die andere ging ich zu Fuß. Ich hatte Björn gewarnt, dass ich meine Stimme verloren hatte und er wartete auf mich als ich beim Hostel ankam, um mir beim Check-in zu helfen. Ich hatte eine Notiz auf meinem Handy vorbereitet (in Englisch: “Hi! Ich habe meine Stimme verloren, aber ich kann ohne Probleme hören. Bitte stelle mir Ja/Nein Fragen oder gib mir die Zeit eine Antwort auf meinem Handy zu tippen. Dankeschön.”) und die Besitzerin des Hostels war super nett und hatte anscheinend keine Probleme damit, dass ich nicht reden konnte. Sie führte mich herum und dann richtete ich mich in meinem Bett ein. Ich hatte ein unteres Stockbett in einem 6-Bett-Zimmer, das eigentlich ein Gang war, der zu dem anderen 6-Bett-Zimmer und dem Badezimmer führte. Obwohl es auf den ersten Blick wirklich suboptimal aussah war es erstaunlich ruhig. Ich ruhte mich eine Zeit lang aus bevor ich mich draußen im Hof zwischen dem Vorder- und dem Hintergebäude, in dem mein Schlafplatz war, hinsetzte. Ich hatte vorgehabt ein paar Dinge an meinem Computer zu machen, aber dann saßen sich noch andere Leute mit dazu und wir fingen an zu reden. Oder, ja gut, sie fingen an zu reden und ich fing an zuzuhören und gelegentlich eine Antwort auf meinem Laptop zu tippen. Zwei der Leute, die Teil der Unterhaltung waren, waren MJ und Nino. MJ ist aus Kansas City und Nino aus England. Sie reisten ein paar Tage (glaube ich) zusammen und waren sehr unterhaltsame Gesellschaft. Später am Abend (nachdem es kostenlos Tacos zum Abendessen gab) haben MJ und ich uns richtig gut unterhalten (sie redete, ich schrieb) und ich hatte eine wahnsinnig gute Zeit.
Als ich endlich zu Bett ging war ich super glücklich und fühlte mich gar nicht mehr so schlecht, dass ich keine Stimme mehr hatte.
2019-03-26 New Orleans, LA + No, This Is Not My Normal Voice
Das Erste, was ich machte nachdem ich aufwachte, war meine Stimme auszuprobieren, aber ich brachte immer noch nicht einmal den leisesten Pieps raus. Obwohl (fast) jeder sehr gut damit zurecht kam, dass ich nicht sprechen konnte, fing ich an frustriert zu werden. Es ist eine interessante Erfahrung andauernd von Menschen und Unterhaltungen umgeben zu sein und nicht sprechen zu können, aber ein paar Stunden hätte mir gereicht, um dieses soziale Experiment durchzuführen. Zum Frühstück aß ich Pancakes und später ging ich mit Björn zu einem nahegelegenen Park, wo wir für ein paar Stunden in der Sonne saßen und er laß und ich schrieb. Ich hatte meine Stimme zum Teil wieder bekommen bevor wir zum Park gingen und ich war richtig glücklich wieder sprechen zu können nachdem ich gut 48 Stunden stumm war.
Der restliche Tag war genauso entspannt wie der Ausflug zum Park. Ich erinnere mich daran zu Walmart gegangen zu sein (endlich einem richtig großen und ich muss sagen, ich war beeindruckt), viel Gemüse gekauft und dieses zum Abendessen gekocht zu haben, und einfach ganz viel nichts getan zu haben. Ich unterhielt mich auch mit MJ (und sagte ihr, dass nein, meine Stimme ist normalerweise nicht so kratzig), und schaute viel fern bevor ich früh zu Bett ging.
2019-03-27 Frenchmen Street, New Orleans, LA
Nach einem sehr entspannten Morgen buchten Björn und ich das Auto für unseren 2-wöchigen Roadtrip. Wir hatten Glück, dass seine Kreditkarte abgelehnt wurde und das Auto unter meinem Namen buchen mussten, denn wir fanden dann einen richtig günstigen Van anstelle der Limousine, die wir ursprünglich buchen wollten, als ich meine Daten angab.
Ich fand auch die Zeit einige der Bilder zu bearbeiten, die ich in Atlanta gemacht hatte und dies auf meiner Webseite hochzuladen.
Am Abend gingen Shelby (die Besitzerin des Hostels), Björn, Hugo, Jan und ich zu einem kostenlosen Konzert, das nur wenige Blocks entfernt stattfand. Zuvor hatten wir ein paar Bier im Hostel getrunken und ich war überrascht, dass wir die Bierdosen mitnehmen konnten ohne sie verstecken zu müssen. Anscheinend hat NOLA andere Gesetze als die restlichen USA. Das Konzert machte Spaß aber dauerte nicht allzu lang. Shelby musste zurück zum Hostel, aber wir Restlichen beschlossen noch zur Frenchmen Street zu gehen, um Jazz anzuhören.
Zunächst gingen wir in eine Bar, doch die Band gefiel uns nicht sehr gut, also gingen wir wieder auf die Straße, um nach einer anderen Vorstellung zu schauen. Als wir auf die Straße traten hörten wir eine Band an einer Straßenecke spielen und gingen dort hin. Die Musik und die Stimmung waren großartig und wir blieben dort bis die Band aufhörte zu spielen.
Der Fußweg zurück zum Hostel war lang, machte aber sehr viel Spaß und ich schlief später mit einem Lächeln im Gesicht ein.
2019-03-28 New Orleans, LA
An unserem letzten (ganzen) Tag in NOLA gingen Björn und ich uns ein paar der Friedhöfe anschauen. Auf einem trafen wir Jan und Hugo und setzten unsere Erkundung als Gruppe fort. Wir gingen gemeinsam zum City Park, wo wir uns den Sydney and Walda Besthoff Sculpture Garden anschauten. Es hat mir total viel Freude bereitet ein paar Tage mit diesen Leuten zu verbringen!
Als wir das Street Car (Tram) zurück in die Stadt nahmen trennten sich unsere Wege, da Björn und ich zum French Quarter gingen und die anderen Beiden zurück zum Hostel fuhren. Wir wollten das berühmte Viertel tagsüber besichtigen und auch noch zum Café du Monde gehen, um die Beignets zu probieren. Sie waren absolut köstlich, aber die Wartezeit war extrem. (War’s aber wert.)
Am Abend planten Björn und ich unsere Reise ganz grob. Der erste Entwurf sagte wir würden 2.800 Meilen und 42 Stunden fahren. Ich werde nicht genau sagen können, wie lange wir gefahren sind, aber ich bin schon gespannt, wie viele Meilen es wirklich werden.
2019-03-29 New Orleans, LA
Ich packte in der Früh alle meine Sachen, duschte, aß Frühstück und machte mich bereit für einen 2-wöchigen Roadtrip. Björn und ich nahmen ein uber zum Flughafen, wo wir unser Auto abholten und wir waren total begeistert als wir sahen, dass es sein neuer Dodge Grand Caravan mit nur 10.000 Meilen auf dem Tacho ist. Die fünf Rücksitze lassen sich komplett umklappen, was bedeutet, dass wir im Auto schlafen können und uns keine Sorgen darum machen müssen Hostels/Motels/Hotels zu finden. Wir freuten uns total diese Reise anzutreten und begannen die erste und (wahrscheinlich) längste Fahrt der Reise indem wir fast bis nach Austin, TX fuhren.
PS: Ich verspreche, ich versuche die Blogs kurz zu halten, aber sie werden einfach immer länger als ich es beabsichtige.