Heute war wieder ein sehr entspannter Tag. Ich habe um neun gefrühstückt und dann gewartet, bis Luc und Michael wieder von der Nounou zurück waren. Ich habe die Zeit ausgenutzt, um mich ein bisschen mehr über Genf schlau zu machen. Ich habe mir noch nie so viele Gedanken über eine Städtereise gemacht. Mal sehen, ob ich einen Unterschied feststellen kann und die Mühe sich gelohnt hat.
Als erste Aufgabe des Tages haben Michael und ich die Kisten, die für die Ernte verwendet werden, gestapelt, gezählt und aufgeräumt. Das war eine leichte Arbeit (Michael hat es trotzdem geschafft, sich die Finger einzuklemmen und den Kopf anzuhauen) und schnell erledigt.
Danach haben wir je einen Gärbehälter mit einem Wasser-Sulfur-Gemisch gereinigt. Dazu sind wir unten durch die Öffnung in die Behälter hineingeklettert. Barfuß, versteht sich. Ich war richtig froh erkältet zu sein, denn ich hatte meinen Loop-Schal an und den in der Früh mit Pfefferminz-Öl beträufelt. Somit hatte ich einen „Atemschutz“ und habe nichts von dem Sulfur gerochen. Nach dem die Gärbehälter gereinigt waren haben Luc und Michael noch die Traubenabbeermaschine sauber gemacht (ja, ich musste das Wort auch nachschlagen). Danach: Freizeit!
Heute war wieder ein richtig warmer Tag. Es war fast schon heiß. Also haben wir natürlich draußen auf der Terrasse zu Mittag gegessen. Am frühen Nachmittag habe ich gelesen, geschrieben und die Sonne genossen, bevor ich beschloss ein wenig spazieren zu gehen. Hauptmotivation hierfür war, dass ich schöne Bilder machen wollte, nachdem es gestern keine gab. Michael ist mitgekommen und ich bin dadurch viel weiter gegangen, als wenn ich alleine gewesen wäre.
Wir sind durch den nächsten Weiler (mein eigentliches Ziel) den Berg hinunter bis zum Fluss l’Albarine gegangen. Um zum Fluss zu gelangen mussten wir die Bahngleise überqueren, über ein Geländer klettern und dann einen steilen Abhang hinunter. Ich würde aber sagen, dass es sich gelohnt. 25 Bilder dürfte der bisherige Rekord für einen Tag sein (Genf wird das sicherlich übertreffen).























Sechs Kilometer und zwei Stunden später waren wir wieder zu Hause. Dort habe ich auf der Terrasse die Bilder bearbeitet. Ich war froh als ich fertig war, denn es ist schnell kalt geworden. Die Zeit bis zum Abendessen habe ich dann mit Lesen verbracht.
Es gab wieder Crêpes zum Essen. Und dazu eine ordentliche Portion Humor. Ein bisschen traurig bin ich schon, dass ich morgen wieder abreise, aber ich freue mich auch schon auf Genf.
Luc ist während dem Essen eingefallen, dass er vergessen hat, den Elektro-Zaun am Weinberg wieder anzuschließen, also ist er noch einmal los, als wir fertig waren. Als er weg war, haben wir uns weiter unterhalten und Michael meinte, dass er traurig ist, dass ich gehe. Wieso auch immer, hat er dann Clémence erzählt, dass wir The New York Times‘ „36 Questions That Lead To Love” gemacht haben. Wir haben aber sofort klargestellt, dass das (zum Glück) nicht funktioniert hat. Clémence meinte daraufhin, dass Luc sich erst heute gefragt hatte, ob Michael und ich zusammen sind. Als er wieder heimkam, haben wir uns nah zusammengesetzt und die Arme umeinander gelegt, bevor Clémence Luc sagte, dass wir in der Tat nicht zusammen sind. Da musste er lachen. Er dachte, Clémence hätte uns danach gefragt und fand das „unfassbar“ (immer noch mit einem Lächeln im Gesicht). Sehr abwegig ist es nicht, dass Leute das denken, denn wir sind in den zwei Wochen, seitdem wir uns kennen, wirklich gute Freunde geworden und verbringen sehr viel Zeit gemeinsam.
Ich freue mich auf den morgigen, letzten Tag hier. Ich helfe noch ein letztes Mal bei der Ernte und am Abend nehme ich dann den Zug nach Genf. La Pavaz, und vor allem die Familie Bauer, wird mir fehlen. Aber ich habe schon eine Einladung für die Ernte nächstes Jahr bekommen, also ist es ein Au revoir und kein Adieu.